Dozent: Salvatore Corbisiero, Dr. phil. et lic. phil., ist Ausbildner, Supervisor und Psychotherapeut in Schematherapie im Einzel- und Gruppensetting mit Spezialisierung auf adulter ADHS, Autismus, emotionaler Dysregulation und Transidentität. Zusätzlich ist er zertifizierter DBT-Therapeut. Er ist Leiter der Tagesklinik, der Fachstelle ADHS und des Zentrums für Geschlechtsidentität Zentralschweiz der Luzerner Psychiatrie (lups) in Luzern. Er beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit Diversität, ist ferner in der Lehre tätig und Autor verschiedener wissenschaftlicher Artikel.
Inhalt:
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die in der Kindheit beginnt und in bis zu 50 % der Fälle bis ins Erwachsenenalter andauert. Neben den Hauptsymptomen – Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität – ist die Störung auch durch emotionale Dysregulation gekennzeichnet. Menschen mit ADHS sind in den meisten Fällen neben der Symptomatik noch mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. Im Erwachsenenalter geht ADHS häufig mit zusätzlichen psychischen Störungen wie affektive Störungen, Angstzustände und Persönlichkeitsstörungen sowie psychosozialen Problemen einher, die zu Schwierigkeiten bei der Sozialisierung führen können. Diese Schwierigkeiten können das persönliche, familiäre, soziale und berufliche Funktionieren beeinträchtigen und sich auch in einem geringen Selbstwertgefühl äussern. Schwierigkeiten, die in der Kindheit beginnen, fördern die Entwicklung von Mustern und Verhaltensweisen, die dysfunktional sein können und eine Person daran hindern, ihre Ziele zu erreichen oder eine befriedigende Beziehung zu sich selbst und anderen zu haben.
Ziel dieses Kurses ist es, aus der Perspektive der Schematherapie (ST) über die Dynamik dysfunktionaler Muster und Modi zu reflektieren, die bei der adulten ADHS auftreten. Die folgenden Fragen werden behandelt: Welche Muster sind zu beobachten? Welche Muster tauchen auf? Und wie kann man ihnen mit Nachdruck entgegentreten und diese begrenzen? Und schließlich, wie kann man die Technik des "limited reparenting" anwenden? Der erste Teil des Kurses wird sich auf das Verständnis der dynamischen Verbindung zwischen den Symptomen der ADHS und den Mustern/Modi der ST konzentrieren. Im zweiten Teil des Kurses werden die therapeutischen Techniken der ST mit Übungen in Form von Fallvignetten und Rollenspielen in die Praxis umgesetzt. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre eigenen Fallvignetten vorzustellen und über klinische Erfahrungen mit dieser Patient*innengruppe zu reflektieren.
Ziele
- Dynamik zwischen ADHS-Symptomen und Schemata/Modi erkennen und verstehen
- Schema-/Modusmodell von Patient*innen mit ADHS erkennen und reflektieren
- ADHS-spezifische schematherapeutische Interventionen verstehen und anwenden können
Literatur
- Cavelti, M. et al. (2019). A comparison of self-reported emotional regulation skills in adults with attention-deficit/hyperactivity disorder and borderline personality disorder. Journal of Attention Disorders, 23, 1396–1406.
- Corbisiero, S. et al. (2016). Emotional dysregulation in adults with attention-deficit/hyperactivity disorder – Validity, predictability, severity, and comorbidity. Journal of Clinical Psychology, 73, 99–112.
- Corbisiero, S. et al. (2018). A comparison of cognitive-behavioral therapy and pharmacotherapy vs. pharmacotherapy alone in adults with attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) – A randomized controlled trial. Frontiers in Psychiatry, 9, Article 571.
- Mörstedt, B. et al. (2016). Emotional symptoms and their contribution to functional impairment in adults with attention-deficit/hyperactivity disorder. ADHD Attention Deficit and Hyperactivity Disorders, 8, 21–33.
- Philipsen, A. et al. (2017). Early maladaptive schemas in adult patients with attention deficit/hyperactivity disorder. ADHD Attention Deficit and Hyperactivity Disorders, 9, 101–111.
- Stieglitz, R.-D. et al. (2015). Differential diagnosis of attention-deficit/hyperactivity disorder. In D. St. Stoyanov & R.-D. Stieglitz (Editors). New developments in clinical psychology research (p. 137–175). New York: Nova Science Publishers.